"...In the end only my dream is able to save me..." 

-Nana



„Ich hab mir schon sorgen gemacht“. Es klingt irgendwie aufrichtig, aber netterweise hat er diesen überfürsorglichen Tonfall weggelassen, den ich sonst so oft zu hören bekomme. Seine immer noch raue und brüchige Stimme irritiert mich und irgendeine Saite in mir zupft es an, ich weiß nicht welche. Ich weiß nicht zu welchem Akkord, zu welchem Lied oder Konzert sie gehört, ich glaube, sie hat lange nicht geklungen und ich bin mir unsicher, ob der Ton genauso klar wie ursprünglich oder leise und eingerostet klingt.
Ich denk nicht weiter drüber nach, ich setze mich auf seinen Schoß, Ober- und Unterschenkel rechts und links neben seinen. Ich spüre die Hitze seines Körpers, seine Hände sind warm, als er sie an meine Taille legt. Ich hab fast erwartet, dass er sich wehrt, dass er sagt, dass wir das besser nicht tun sollten, macht er aber nicht.
Ich streife mit meinen kalten Fingern über seine Brust, er hat einen hübschen Körper, zwar nicht direkt durchtrainiert, aber trotzdem gut gebaut. Ich rücke näher an ihn heran, mein BH auf seiner Brust, und wenn wir beide gleichzeitig tief einatmen berührt sein Bauch meinen. Ich lege meine Arme um seinen Hals und atme seinen Duft ein. Unsre Wangen berühren sich und ich kann die Bartstoppel fühlen, die man durch die helle Farbe nicht sieht. Meine Lippen berühren seine und sein Geschmack explodiert in meinem Mund. Herb, aber irgendwie nicht so aufdringlich und gleichzeitig weich. Wir beide Atmen schwer und die Luft zwischen uns wird heiß, mir ist gleichzeitig kalt und zu warm, als er mich langsam auf den Rücken legt und meine Handgelenke mit seinem halb von mir weg gestreckt am Bett festhält. Ich weiß selber, dass das hier in den Augen der meisten nicht gut gefunden wird und ich der Gesellschaft nach ein Flittchen und eine Schlampe bin. Aber wenn mir warm genug ist, wenn ich nah genug an ihm bin, wenn ich seine Lippen und seine Arme fühle, die meinen Körper abtasten und mich festhalten, dann kann ich so tun, als ob es in mir drin auch nicht mehr kalt ist, und als ob ich nicht einsam bin.
Er öffnet meinen BH als ich auf ihm liege und nacheinander entledigen wir uns gegenseitig dem Rest unserer Unterwäsche. Ein ersticktes, zu hohes Stöhnen bricht aus mir heraus, als die Innenseite meiner Schenkel berührt. Ich mag es nicht, es lässt mich verletzlich klingen, aber darüber kann ich mir wann anders sorgen machen. Er fragt mich, ob ich die Pille nehme und sieht mich skeptisch an, als ich nicke, scheint mir dann aber doch zu glauben oder drauf zu scheißen und dringt in mich ein. Er kommt vor mir, hört aber nicht auf und nachher bleiben wir ineinander verschlungen liegen.

 

Ich weiß nicht, ob er auch eingeschlafen ist, aber als ich aufwache und es langsam hell draußen wird liege ich nackt mit dem Rücken an seiner Brust, er hat auch nicht mehr an als ich. Ich lausche und sein Atem verrät, dass er noch schläft. Ich seufze und lass die Augen wieder zufallen. Ich hab kein Bock, auf das Gespräch danach und mein Leben und Arbeit und Sky und überhaupt nichts. Am liebsten würde ich den Moment hier anhalten und nie wieder loslassen. Ich würde gerne noch einmal einschlafen, damit ich das Ende vom Hier und Jetzt nicht erleben muss, aber das wird nichts. Ich versuche an alles und nichts zu denken, aber ehrlich, dass ist nicht so einfach.
Weil mir nichts besseres, oder eher gesagt harmloseres einfällt denk ich über Okami nach. Er weiß doch, dass das nichts zu bedeuten hatte, das ist ihm klar, oder? Hoff ich mal. Eigentlich war das aus allem deutlich geworden. Aus der Frage heut morgen, ob wir rumgemacht haben. Schließlich deutet das schon darauf hin, dass mir das ab und an mal passiert. Ya, nicht ständig, aber doch immer mal. Und nein, ich fühl mich deswegen nicht besser als andere. Im Gegenteil. Aber es vertreibt die Einsamkeit…oh, nicht daran denken.
Wenn er jetzt mehr will, schmeiß ich ihn raus. Dann brauch er sich hier bloß nie wieder blicken lassen. Ich brauch keinen Klotz am Bein, der sich ständig um mich sorgt, meine Zeit haben will und mir meine Freiheit raubt.
Klar, wär's irgendwie schön, jemand zu haben. Klar...irgendwie. Dann bräucht' ich immerhin sowas nicht mehr. Aber ich hab da viel zu viel Angst vor, wenn ich ehrlich bin. Jemand so nah an mich ran zu lassen…ya, Sky weiß ne Menge über mich und durchschaut mich und meine ganzen Abwehrtaktiken ziemlich gut, aber er kommt mir nie näher, als ich ihn an mich ran lasse. Wir kuscheln nicht viel, nur ganz selten, meistens trau ich mir nicht, wo viel Verletzlichkeit preiszugeben, obwohl mir klar ist, dass er sie dennoch sieht.
Aber ich bräuchte jemand, der sich für mich genauso wenig interessiert wie ich mich für ihn. Dann kann man sich nicht gegenseitig verletzen, keiner Fragt den andern Dinge, über die er nicht reden will, und wenn er doch reden will hört der andre zu, danach gibt’s harten Sex oder 'n Shot und gut ist. Man redet schließlich nicht, um ne Antwort zu bekommen. Man redet nicht, um vom jemand anderem 'ne Lösung zu hören. Man redet, damit man redet. Wenn man redet, gesteht man es sich selbst ein, und dann erst kann es anfangen zu heilen. Vorher nicht. Die Leute sollten aufhören zu antworten und lernen, einfach nur zu zuhören und aus dem Gehörten für sich etwas zu lernen. Das brächte alle am Gespräch beteiligten weiter.
Ich weiß gar nicht mehr, wo ich angefangen hab zu denken, und wie ich hier hin kam, aber Okami scheint aufzuwachen. Er räkelt sich, schnauft kurz und öffnet schließlich die Augen. Aus seiner Mimik kann ich nicht ganz herauslesen, ob es ihm peinlich ist, dass wir nichts anhaben, und was passiert ist. Er gibt mir keinen Kuss und versucht nicht, mich in den Arm zu nehmen, oder sich an mich zu kuscheln. Glück gehabt. Er krabbelt aus dem Bett, fischt seine Unterhose vom Boden auf und verschwindet -ich nehm' an ins Bad. Ich selbst steh auf, geh an meinen Schrank und such frische Unterwäsche raus, ebenso schwarze abgewetzte Hotpants und ein schwarzes Shirt. Ich kram ein Handtuch von irgendwo vor und wickel mich darin ein. Dann nehm ich meinen Klamottenhaufen und warte, dass ich die Badtür aufgehen höre. 


 

Ich brauche eine weile, bis das Kreiseln soweit aufhört, dass ich wieder weiß wie ich liege. Ich zieh mein rechtes Bein mit auf's Bett und mach die Augen zu. Vielleicht bleiben die Monster weg, wenn ich sie nur fest genug zu mach, vielleichtvielleichtvielleicht.
Aber mir ist klar, dass das nicht funktioniert. Sie schleichen sich an mich ran und strecken ihre Finger nach mir aus. Mir ist kalt, aber ich will mich nicht bewegen und die Decke über mich ziehen. Ich bleib ganz still liegen, die Augen einfach ganz fest zu machen.
Sie lachen mich aus und umarmen mich. Sie nehmen meine Hand, begrüßen mich, als ob ich so lang weggewesen wär. Sie kuscheln sich an mich und versuchen mich zu wärmen und ich hab keine Ahnung, ob sie wissen, dass sie mir langsam meine Körperwärme entziehen oder ob sie mir wirklich helfen wollen.
Die Musik wird leiser und ich hab Angst zu sterben. Reicht das? Reicht psychischer Schmerz, der zu lang im Inneren ist um irgendwann einfach zu sterben.
Dann wird mir klar, was passiert.
„Nicht!“ flüster' ich so laut ich kann, hör mich aber selbst kaum, weil die Monster in meinem Kopf so laut sind.
„Mach sie nicht aus!“
Okami dreht die Musik wieder lauter, vorsichtig zieht er die Decke unter mir hervor und breitet sie über mir aus, dann ist er wieder weg und es wird noch ein bisschen kälter ohne ihn. Ich häng nur noch an der Musik, weil sie das letzte ist, was mich hier hält, was mich davon abhält mit den Monstern mit zu gehen. Keine Ahnung, was genau dann passiert. Vielleicht ein Nervenzusammenbruch oder eine Panikattacke, oder ich werde wahnsinnig.
Es wird wieder wärmer, Okami ist zurück.
Er legt sich neben mich, aber nicht mit unter die Decke.
Ich dreh mich auf die Seite und roll mich zusammen, aber mir ist immer noch kalt. In meinem Kopf ist es ruhiger, aber ich weiß, dass ein paar noch da sind. Traurigkeit und Schmerz liegen links und rechts von mir, Sehnsucht und Vermissen umarmen mich und saugen das Licht aus mir raus.
„Mir ist kalt“ flüster ich ganz leise. Er hat mich nicht gehört, oder es ist ihm egal, oder vielleicht sogar recht. Dann bewegt er sich doch und kriecht zu mir unter die Decke. Irgendwas ist komisch, dann fällt mir auf, dass er kein Shirt und keine Hose mehr an hat, nur noch seine Buchse. Der Rest ist wahrscheinlich in Rusty-Chunk getränkt. Wahrscheinlich hat er deshalb gezögert.
Als ich aufwache ist alles dunkel, vor meinem Zimmer leuchtet eine Straßenlaterne, wahrscheinlich ist es mitten in der Nacht, Hauptsache noch nicht morgens. Lass es bitte noch nicht gleich morgens sein.
Okami neben mir bewegt sich. Er wacht auf. „Alles okay?“ Seine Stimme ist brüchig und rau vom schlafen und irgendwas in mir zerbricht daran.
Ich schüttel den Kopf um die Tränen los zu werden, hör aber schnell wieder damit auf, weil mein Kopf das gar nicht cool findet. Ich Zieh mir meinen Rock und mein Shirt aus, friemel in der doppelten der eigentlich benötigten Zeit meinen Schmuck ab und kuschel mich an. Er ist so warm und er ist einfach…da.
Irgendwann wach ich nochmal auf, und es ist immer noch dunkel. Ich muss auf's Klo, im Bad finde ich seine Sachen. Er hat sie offenbar ausgewaschen und zum Trocknen auf die Heizung gehangen. Ich wasche mir die Hände und dabei fällt mein Blick in den Spiegel. Meine Augen sind immer noch verquollen, ich kann nicht sagen ob vom Schlafen, vom heulen vorhin oder ob ich jetzt noch mal im Schlaf oder so geheult hab. Ich hab Augenringe, und frage mich, wie viel davon noch bleibt, wenn ich die Schminke wegwischen würde. Ich bin blass und meine Wangen wirken irgendwie eingefallen. Früher sah das glaub ich anders aus, aber sicher bin ich mir da nicht.
Meine Haare sind lang geworden, aber immer noch kurz und enden über meinen Schultern. Vielleicht sollte ich ihnen mal einen neuen Anstrich verpassen, sie sind schon echt lange schwarz. Ich streich mein Pony aus dem Gesicht, aber es fällt mir sofort zurück in die Augen. Ich lasse kaltes Wasser in meine Hände fließen und tauche mein Gesicht darin ein. Kaltes Wasser läuft mir den Hals herunter und tropft von meinem Kinn auf meine Brüste.
Ich fühl mich wie ein kleines Kind, das sich verlaufen hat. Als ob ich nicht weiß, wo's hingeht. Ich atme tief ein und nehme Haltung an, aber es gelingt mir nur wenige Sekunden und dann sinke ich wieder in mir zusammen. Trotzdem wirke ich noch so dünn und deshalb größer, als meine eigentlichen 1,68.
Ich wische mir noch mal über's Gesicht und laufe langsam zurück in mein Schlaf- und Wohnzimmer. Okami ist wach, hat sich aufgesetzt, die Beine über die Bettkante, und offenbar auf mich gewartet. 


 

Ich füllte mir das Glas erneut mit Mate, Rum, Limette und Zucker. Langsam glaub ich, dass das meine besten Freunde sind. Zumindest so lange, bis eins von den Komponenten alle ist. Danach wird es in einem Zickenkrieg enden aus dem ich mich geschlagen zurückziehen werde, und irgendwann werd ich angekrochen kommen, mich mit der fehlenden Zutat versöhnen und sie nachkaufen.
Okami setzt sich neben mich auf den Stuhl, auf dem er heut morgen schon gesessen hat.
„Was ist das?“
„Chunks à la Rusty“ deklamiere ich.
„Rostige Cocktails?“ hakt er nach, seine linke Augenbraue wandert skeptisch, gefährlich weit nach oben. Er sollte aufpassen, dass sie nicht auf nimmer wieder sehen unter seinen Haaren verschwindet.
„Hast du 'n kleines Alkoholproblem, Koneko?“
„Rusty!!“ geb ich grimmig zurück. Langsam kann er echt mal meinen Namen lernen. Er braucht einen Moment, bis er rafft, was ich von ihm will, und sein Blick auf mein Glas verrät, dass er auch den Namen des Cocktails endlich begriffen hat.
„Okay, Rusty. Hast du 'n kleines Alkoholproblem?“
„Halt die Fresse.“
Warum ist er eigentlich hier. Er brauch nicht erwarten, dass ich irgendwie netter zu ihm werde, und von meinen Chunks bekommt er auch nichts ab. Die gehören mir.
Ich nippe an meinem Glas. Ich hätt noch einen Zuckerrand drumherum machen sollen. Die Augen kurz geschlossen genieße ich das Kreiseln meines Kopfes und vergesse, dass ich nicht alleine bin. Ich zucke zusammen, als er sich bewegt. Ich zuck heut irgendwie ziemlich oft zusammen, als nächstes werd ich noch paranoid oder so.
„Kone....Rusty?“
Seine Stimme klingt anders als vorher. Irgendwie...zärtlicher, fast liebevoll. Und um ehrlich zu sein regt mich das furchtbar auf, ohne dass ich sagen könnte, weshalb. Also, wahrscheinlich könnte ich das schon, aber warum schmerzhafte Erkenntnisse Zulassen, wenn mich keiner dazu zwingt, Sky ist schließlich weg. Ich versuche mich auf die Musik zu konzentrieren und überlege, ob ich anschreien, rausschmeißen oder mich heulend um seinen Hals werfen soll.
Letzteres fällt weg. Ich hab glaub ich letzte Nacht schon geheult. Außerdem verläuft das Make-Up. Okay, hast recht, das wär mir egal.
„Was machst du hier…?“ Meine eigene Stimme klingt auf einmal wie die eines kleinen Schüchternen Blondchens, dass neu ist und nicht weiß, wo die Schultoiletten sind.
„Ich pass auf dich auf.“
Eine Mischung zwischen Lachen und Schnauben platzt aus mir heraus, und ich selbst höre, wie bitter es klingt.
„Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen. Und selbst wenn ich jemand bräuchte, der auf mich aufpasst, dann wärst das sicher nicht du. Das schaffst du eh nicht…würdest du nicht schaffen, mein ich.“ Ich hab mich verzettelt. Egal, der rafft eh nix.
„Klar kannst du auf dich selbst aufpassen...“ Okamis Antwort überrascht mich. Ich hab mit einem „Guck dich doch an!“ oder so was gerechnet. Ich öffne nur mein linkes Auge und betrachte ihn wie eine Piratin mit Augenklappe.
„Bist du Gesund? Hast du Fieber? Gelbsucht?…“ Mehr Krankheiten fallen mir auf anhieb nicht ein, aber mission complete, er scheint verwirrt.
Ich trink mein Glas bis zur Hälfte leer.
„Wie viel kannst du trinken, bis du kotzt?“ Ich versuch herauszufinden, ob er belustigt, besorgt oder angepisst klingt, aber mein Kopf will nicht mehr.
„Mach dir mal keine Sorgen, „Jungchen““, zitiere ich Schinks „Der Vorleser“. Keine Ahnung, ob er die Anspielung rafft, wenn, dann übergeht er sie einfach.
Ich erwarte immer noch einen Vortrag nach dem Motto „Du brauchst einen Psycho-doc, du hast ein Trauma/Alkoholproblem/Depression oder bist ein Psychopath und hypothetischer Serienkiller, aber entweder denkt er anders, oder sagt es nicht. Meistens dauert es nicht lange, bis mir die Leute sowas an den Kopf knallen. Aber sie wissen nicht, wie es ist. Sie wissen nicht, wie es in meinem Kopf aussieht, dass mein Herz aus all seinen kaputten Nähten platzt und alles in mir auseinanderfällt und zu implodieren und explodieren gleichzeitig scheint, wenn ich auch nur eine Sekunde zulange zu lassen, dass mich etwas wirklich berührt.
Meine Augen brennen, nicht weil ich gleich anfang' zu heulen, sondern weil ich vor lauter Nachdenken vergessen hab zu blinzeln. Ich schließe und öffne meine Lieder ein paar mal und trink weiter.
„Was machst du hier?“ frag ich noch einmal. Was will er, wenn er mir keine Predigt halten möchte, warum interessiert es ihn überhaupt, was mit mir ist. Wenn er mit mir schlafen will hätt' er das gestern machen können, dann hätt' er nicht heut wiederkommen müssen.
Er lächelt, aber irgendwie sieht es traurig aus. Es erinnert mich ein bisschen an Sky, der zieht auch manchmal so ein Gesicht, wenn er mich ansieht. Seine Lippen zucken, als ob er irgendwas sagen will, aber dann schüttelt er nur den Kopf und bleibt still.
Ich lass den Kopf hängen. Die Traurigkeit greift nach mir und ich weiß, dass ich es nicht schaffen werde, sie abzuschütteln. Wenn ich mich jetzt wehre und gegen sie ankämpfe werden sich die Fäden über den unverheilten Wunden in meinem Herz und die Haut der Narben solange dehnen, bis sie aufbrechen und Blut und Schmerz und Erinnerungen aus mir herausplatzen. Ich werde volllaufen mit all dem und Tränen und langsam von innen ertrinken. Und um Hilfe rufen kann ich nicht, weil niemand meine Sprache versteht, weil ich keine Energie dafür habe mir bewusst und final einzugestehen, dass ich hier sterbe und alleine nicht am leben bleibe. Manchmal glaub ich, dass ist der einzige Grund, warum Sky noch bei mir ist. Ich weiß, er mag mich, als Freundin, als kleine Schwester, nicht als Mädchen oder Frau, aber ich weiß auch, wie anstrengend ich bin und niemand ist gern so lang bei mir. Vielleicht hat er nur Angst, dass ich in mir ertrinke, wenn er geht. Und vielleicht ist das nicht mal so unberechtigt, ich hab ja selber keine Ahnung.
Ich hasse das, ich hasse das alles, ich hasse überhaupt alles und mich am allermeisten. Ich hasse alles, was mich nicht gehen lässt und alles, was mich nicht hier behalten will. Ich hasse die Menschen die ich liebe und die, die ich hasse und ich hasse es zu hassen.
Meine Hände sind zu Fäusten geballt und ich schlage gegen das halbvolle Glas vor mir. Während sich die Bernsteinfarbene klebrige Flüssigkeit über Tisch und Okami ergießt steh ich auf und schaff es bis in mein Zimmer bevor ich auf mein Bett falle.  


"Wir saßen gestern im Hof und ha'm getrunken" fang ich an, ohne auch nur eine ungefähre Idee zu haben, wie genau ich weiter machen soll. 
"Da hat sich irgendwer geprügelt, also bin ich hingegangen". Wenigstens brauch ich ihm das nicht weiter zu erklären. Sky kennt mich gut genug, um zu wissen wann ich warum wie handel -zumindest meistens. Aber er will's trotzdem immer von mir wissen, wenn was passiert, und auch wenn mir das meinetwegen irgendwie gut tut hass ich es zu reden. 
"Mehrere Leute standen drumherum und einer hat auf jemand der am Boden lag eingetreten. Hab ihn danach mit zu mir genommen..."
Ya, ich weiß selbst, dass ich mit Okami nur vom eigentlich ablenke. Ah genau, Nicht nur asiatisch, sondern japanisch, und Kone-dings-da hieß glaub ich Katze. Schön, dass mir das wenigstens wieder eingefallen ist. Wo war ich…
Sky sieht mich abwartend an, und ich weiß, dass er stunden warten würde, nur würde ich dann unter seinem Blick zu Staub zerfallen. 
"Naya…" mein Miststück von Stimme versagt, ich räusper mich. "Der Typ, der getreten hat…war Ethan." Ich halte die Luft an, nur sicherheitshalbe. Man weiß ja nie. 
"Ethan dein Bruder?" 
Innerlich zucke ich zusammen bei seiner Frage. Auch eine seiner Angewohnheiten, ich muss nicht nur alles selbst erzählen, wenn ich irgendwas versuche möglichst harmlos auszudrücken formuliert er immer die Harte Wirklichkeit. Deshalb mach ich dass normalerweise einfach von vornherein, aber diesmal war das zu schwer. 
Keine Antwort reicht ihm als Antwort. Ich weiß nicht, ob ich erwartet hab, dass er irgendwas dazu sagt. Wir schweigen uns ein gefühltes Märchenzeitalter an, dann dreht er sich um und wechselt die CD in der Anlage. Queen. 
Er wendet sich mir wieder zu: "Und was ist mit deinem Bein passiert?"
"Bin durch ne Treppenstufe gebrochen...." Er weiß auch, dass ich durch alte verlassene Häuser laufe, braucht aber eine Sekunde, bis er sich das zusammengebastelt hat und sich sein Blick wieder aufhellt. 
Ich stell die Tasse mit dem Kaffe unangerührt auf den Nachtschrank und streck mich lang auf dem Rücken aus. Ich lass die Augen zufallen aber spüre den Blick meines besten Freundes auf mir. Nicht mehr so durchdringend, nicht abwartend, nicht irgendwie. Einfach nur...da. Als ob er mich ansieht, aber über etwas ganz anderes nachdenkt. Oder so vorsichtig nachdenkt, dass es mir nicht weh tut. 
Ich merke, wie mein Herz droht von all dem, was so weh tut über zu laufen und erkämpfe mir die Kälte zurück, damit mir wieder alles egal ist. 
Ich zucke zusammen, als ich spüre, dass er ganz nah bei mir ist. Wahrscheinlich bin ich eingeschlafen. Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und sagt ganz leise "Ich muss nochmal zu meiner Mutter. Bis morgen, kleiner Engel"
Ich öffne meine Augen nicht, ich bewege mich nicht, ich versinke nur in diesem Augenblick von Zärtlichkeit und schaffe es die Tränen so lange zurück zu halten, bis die Tür in's Schloss fällt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal so Hemmungslos geheult und geschluchzt hab. wenn überhaupt ist das sonst nur ein kurzer Moment des Nicht-beherrschens, ein paar einzelne Tränen drängeln sich über mein Gesicht und dann befehle ich ihnen wütend zu bleiben wo der Pfeffer wächst und tu so, als wär nie was gewesen. Das wird hier eher nix. 
irgendwann muss ich eingeschlafen sein und ich weiß nicht, wovon ich aufgewacht bin, aber ich glaube, dass ich von irgendwas aufgewacht bin, und nicht nur einfach so. Ich Lausche, aber höre nichts. Ah, genau...vielleicht bin ich davon aufgewacht, dass die CD zu ende war...Wie spät ist es denn?
Uww, meine Uhr sagt, dass es schon halb 6 ist, und das heißt, die CD ist definitiv schon länger durchgelaufen. Ich blicke auf mein Handy. Der Akku war fast leer. Wahrscheinlich hatte es deshalb vibriert und mich geweckt. Scheißteil. Ich hänge es an's Ladekabel, dann geh ich in die Küche und öffne den Kühlschrank. Das Gemüsefach gibt unter meinen warmen verschlafenen Fingern dem Zug nach und ich bin erleichtert, dass es sich nicht zu leicht ziehen lässt. das heißt, da ist noch genug drin. Ich hol mir 2 Bier raus und 3 Scheiben Käse. 
Ich lass 2 Scheiben Toast in den Toaster fallen, nicht ohne mich an der Schrankkante zu stoßen und zwischen zusammengebissenen Zähnen zu fluchen. Bis das Toast fertig ist nehme ich mir die andere Scheibe so vor und dekorier sie mit Käse, nicht ohne vorher Butter drunter zu schmieren. Kurz überleg ich, dann pack ich eine der beiden Flaschen die vor mir auf dem Tisch stehen zurück und tausch sie gegen 2 Flaschen Mate aus. Aus dem recht leeren Obstkorb nehm ich 2 Limetten -darauf ist die Auswahl ohnehin begrenzt. Ich krame den Rohrzucker aus dem Schrank, stell alles auf den Tisch und mach die beiden getoasteten Toast Scheiben fertig. 
Ein großes Glas fehlt noch, so. Aus meinem Zimmer hol ich eine Flasche Captain Morgan und kipp 2 Shots Rum, eine halbe Limette, Rohrzucker und bis zum Rand Mate in das Glas. Normalerweise trinkt man Chunks mit nem kleineren Stück Limette, weniger Zucker und weniger Rum. Aber um die doppelte Dosis vom Rum auszugleichen muss halt davon auch mehr rein. 
Das Bier hab ich schon beim Mixen angefangen zu trinken und es ist fast alle. Ich lass es einfach stehen und widme mich dem Self-made-Cocktail. 

Als es klingelt ist eine Mate flasche leer, die zweite angebrochen, die Limetten fast alle und der Zucker deutlich weniger. Als das klingeln in meinem Kopf ankommt weiß ich, dass es schon wesentlich eher bei meinen Ohren ankam. Ich steh auf und will den Knopf drücken um die Tür zu öffnen, muss mich stattdessen aber an der Wand festhalten. Anfängerfehler. Im Sitzen trinken und dann schnell aufstehen. Ich drücke den Knopf ohne drüber nach zu denken und öffne die Tür zu meiner Wohnung. Dann geh ich zurück in die Küche und trink die Hälfte von meinem Chunk. Jetzt erst fällt mir auf, dass ich zwischendurch irgendwann Musik angemacht haben muss. 
Okami betritt die Küche, oder mehr oder weniger, denn er bleibt im Türrahmen stehen. 
Er sieht mit sicherheit das Bier, den Rum und alles andre. 
Ich trink einen Shot pur und spül ihn mit dem Rest des Chunks runter. Dann zieh ich eine Grimasse. 
Ich steh auf, weiß aber gar nicht, was ich machen soll und will mich wieder hinsetzen, stoße mich dabei aber an meinem aufgeschürften Bein. Ich zieh scharf die Luft ein und fang an zu fluchen. 
Okami kommt zu mir rüber. "Alles Okay?" 
Ich weiß nicht, ob ich hasse, oder gut find, dass er da ist. 


Ich zünd mir eine von den viel zu teuren Kiosk-Kippen an und schlender zurück nach Hause. Die aufgeschrammte Stelle an meinem Bein fängt langsam an zu brennen Ich erreiche meinen Blog und kann sehen, dass an der Haustür, die zu meiner Wohnung führt jemand lehnt. Mir ist klar, wer das ist. Man erkennt Menschen an so Vielem: Geruch, Stimme, die Art zu laufen und sich zu bewegen, ihrer Wortwahl und auch an ihrer Silhouette und wie sie dastehen. Dass das da vorne Sky ist, ist also eigentlich gar keine Frage mehr. Er guckt nicht her, aber ich weiß, dass er mich bemerkt und erkannt hat bevor ich ankomme.
„Warum gehst du nicht ran?“ fragt er und schnippst seinen Zigarettenstummel in den trockenen Abfluss der Straße. Pff, was erwartet er denn jetzt für eine Antwort. Ich bin kein Callboy. Er sieht mich an, ich bin mir sicher, dass unsre Gesichter ein Spiegelbild bilden: hochgezogene Augenbrauen, die Stirn in skeptischer Manier in Falten gelegt und alles andere als darauf bedacht nach zu geben.
Schließlich gibt er nach und gleitet einen Schritt zur Seite. Ich ramm den blöden Schlüssen ins schloss und stoße die schwere Tür auf. Er folgt mir die Treppe und durch meine Wohnungstür. Die Musik läuft noch. Ich drehe sie lauter, damit Sky nicht anfängt zu reden und geh in die Küche um Kaffee aufzusetzen. So, jetzt muss ich mich erstmal um mein Bein kümmern. Ich müsste noch....yaa, genau. Im Bad finde ich den Verbandskasten mit mehr oder weniger allem drum und drin. Errr, das Desinfektionsmittel brennt und ich presse den Kiefer aufeinander, dann wickel ich vorsichtig 2,3 Lagen Gaze drumherum. Passt schon.
Als ich zurück in mein Zimmer komm sitzt Sky auf dem Bett und schaut mich schon wieder so vorwurfsvoll-skeptisch an. Oder immer noch, keine Ahnung um ehrlich zu sein, und wahrscheinlich ist mir das auch ziemlich egal.
Ich lass mich auf dem möglichst entfernten Ende des Bettes nieder und falte meine Beine zum Schneidersitz, bevor ich 'ne neue Zigarette anzünde. Kein Plan, wie lang wir da gesessen haben ohne was zu sagen, ich aus dem Fenster gestarrt und vorgegeben hab nicht zu bemerken, dass er mich die ganze zeit mustert. Irgendwann steht er auf und dreht die Musik leiser.
„Itchy Poopzkid“ meint er mit dieser „Ich bin ein Experte“-Stimme. Will er jetzt ne Antwort? Er redet eh einfach weiter. „Ist ne ziemlich gute Band, hör mal rein, wenn du Zeit hast...“
„Hmpf“. Muss als Antwort reichen.
Schweigen, Stille, trotz der Musik. Irgendwie ist es trotzdem so wie in diesen Momenten in schrecklich langweiligen Museen, wenn die Stille auf die Ohren zu drücken scheint und du irgendetwas sagen willst, nur um zu wissen, ob du überhaupt noch Geräusche wahrnehmen kannst.
„Also? Warum gehst du nicht ran und schreibst nicht zurück?“
Ich zieh mein Handy vor. 2 weitere unbeantwortete Anrufe von ihm.
„Bin ich ne Telefonauskunft?“ geb ich trocken zurück. Aber ich merke, wie in meinem Inneren alles von letzter nach aufwacht und sich an die Oberfläche drängt.
„Was ist gestern passiert?“. Er kennt mich zu gut. Wenn er mich so ansieht ist es eh egal, was ich mach, ab hier findet er alles raus. Irgendwie hab ich Lust, es ihm schwer zu machen, mir jedes Wort aus der Nase ziehen zu lassen und ihn abzublocken. Aber Ende wär das Zeitverschwendung und ich hab weder Bock drauf noch Energie dafür übrig.
Ich hol mir den Kaffee aus der Küche ohne ihm eine Tasse mitzubringen.

 

Dann kann der Verhör ja losgehen....ich seufze dreh die Musik wieder etwas lauter und lass mich auf mein Bett fallen. Kaffee läuft an der Tasse herunter und auf meine Hand.
Egal wie tief ich jetzt Luft hole, es wird nicht reichen um den Schmerz, der sich gleich wieder durch mein Herz fressen wird zu dämpfen, vielleicht das einzige, was ich in den Jahren hier gelernt hab.  


Vorsichtig gehe ich die Treppe hinauf. Es knarzt und bei manchen Stufen bin ich mir sicher, dass sie mich nicht ausgehalten hätten, wenn ich nicht so unnormnal dünn wär. In der Stufe haben sie mir in der 7., 8. und 9. Klasse immer hinterhergerufen, ich sei doch magersüchtig. Erstens weiß ich nicht, was das überhaupt für eine Beleidigung sein soll, und zweitens kann ich nichts dafür. ich hätt manchmal gar nichts dagegen, ein paar mehr Kurven zu haben. Egal
Als ich den oberen Absatz erreiche ist relativ schenll klar, dass ich hier nicht allzuviel betreten kann. Der Boden sieht äußerst wenig vertrauenserweckend aus, hat hier und da Löcher und einer von 2 vorhandenen Durchgängen ist versperrt. Sieht aus, als wäre die Decke direkt hinter dem Türrahmen dem Ruf der Schwerkraft gefolgt und verhindert jegliches Durchkommen für Wesen mit einer Körpergröße über 15 cm.
In dem Raum in dem ich steh ist nichts groß zu finden, außer einer Stelle an der Wand, wo jemand die Tapete abgerissen und mit schwarzem Stift -vermutlich Edding- ein Zitat hin geschmiert hat. "Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage".
klar, schon. Aber in welchem Zusammenhang denn bitte?
Ich schüttel den Kopf und durchquere noch vorsichtiger als ich die Treppe hoch bin das Zimmer. Im nächsten Raum ist es Dunkel, das Fenster wurde mit der Tür blockiert, die offenbar gewaltsam aus den Angeln gebrochen wurde.
Hier liegt Zeitung auf dem Boden. Ich hebe mehrere Fetzen auf, bis ich endlich einen find, auf dem ein Datum zu erkennen ist: 19. Februar 2001. 
Ich hatte ja auf was etwas antikeres gehofft, aber was soll's. Seufzend wende ich mich ab und zucke hart zusammen, als mein Handy virbiert.
Skys Name leuchtet auf dem Display, aber ich lass es klingeln und geh nicht ran. Es ist noch nicht um 2, was will er also?!
Grimmig und augenblicklich schlecht gelaunt mach ich mich auf den Rückweg. Ich versuche meine Schritte exakt rückwärts zu gehen um nicht einzubrechen und atme auf, als ich die Treppe erreiche.
Das ist das Miese im Leben. Man ist die ganze Zeit vorsichtig, und kaum wähnt man sich in Sicherheit, passiert irgendwas. Es sind nur noch 3 Stufen, aber in dem Momenrt gibt das morsche Holz unter mir nach. Vor Schreck bring ich nichtmal einen Laut zustande, sondern atme nur scharf ein. Glücklicherweise bin ich schon soweit unten, dass ich mit dem rechten Bein, durch die Stufe hindurch einfach auf dem Boden zum stehen komme. Ich fluche durch zusammengebissene Zähne und stütze mich auf das morsche Geländer, während ich mein Fuß wieder nach oben zieh. Verdammt. Die Haut ist aufgeschürft, rot und teilweise blutig. Ich hab die böse Vorahnung, dass es dafür dass es jetzt nicht weh tut nachher noch nerven wird. Und vor allem muss ich das sauber machen. Wer weiß, was in dem Holz alles für Pilze und Viecher wohnen.
Okay, dann war's das wohl für heute mit den kleinen Abenteuern. Schon wieder seufzend verlass ich das Haus, obwohl ich noch gar nicht in dem Innenhof war, jetzt noch vorsichtiger, was die Tür angeht. Ein wunder, dass mir die nicht auch noch auf den Kopf fällt.
Als ich durch das Loch im Zaun kletter ist niemand da, ich fang mir nur ein paar schiefe Blicke ein, weil ich nichts hab, um mein angeschreddertes Bein zu verdecken.


Nach dem ich die Tür noch warnend und skeptisch ein paar Sekunden angesehen hab dreh ich mich weider nach vorne und seh mich um. Ich bin in einer Art breitem Flur oder Diele gelandet. Die wände waren wohl mal in einer hellen, vielleicht sogar Weißen Blümchen Tapete verkleidet und der Boden aus hölzernen Dielen. Jetzt sind sie dunkel grau-braun, morsch und vom Regen, der durch die Löcher im Dach fällt aufgequollen, und wahrscheinlich von der generellen Luftfeuchtigkeit. Möbel sind keine zu sehen, hab ich aber auch nicht erwartet. Links neben mir ist eine kleine Tür die scheinbar von innen von irgendetwas versperrt wird, aber eigentlich kann sie eh nur in eine Art Abstellkammer führen. Gradeaus ist ein Durchgang,  bei dem die Tür fehlt und links steht sie offen. Okay, dann nehm ich links, da kann's nicht all zu weit gehen, vom Grundaufbau des Hauses her. 

Der Raum ist etwas größer, ein Kaputtes Fenster liegt mir gegenüber und rechts ist ein Loch in der Wand. Rechts ist noch ein Türloser Durchgang, ich schätze von dort kommt man früher oder später zu dem anderen Raum, den ich gesehen hab. Auf dem Boden liegt ein Haufen Batterien. Warum zum Teufel Batterien? Was kann man schon mit gesammelten Batterien anfangen...Aber vielleicht hat auch nur jemand seinen Müll entsorgt. Wer weiß... 

Ich bin vorsichtig, als ich den Raum durchquere und achte auf den Fußboden und die Geräusche, die er von sich gibt. An einigen Stellen gibt dasHolz ziemlich nach, und mit einem Stock könnte man es bestimmt auf stochern, so weich ist es geworden. Letztendlich brech ich aber nicht ein, bevor ich am Fenster angekommen bin. Glasreste? Unten nicht, nur oben und an einer der Seiten. Ich leg die Hände auf den Fensterrahmen und lehne mich ein Stück nach draußen. Eigentlich ist gar nicht viel Platz bis zu m nächsten Haus daneben, ein bisschen mehr als ein Meter vielleicht. In dem schmalen Gang wuchern irgendwelche Pflanzen und genug Dornen, als dass ich da nicht reingehen werde. Ich könnte ja versuchen....hm... vorsichtig probier ich von dem restlichen Glas etwas abzubrechen ohne mich zu schneiden. Klappt nicht so ganz. Naya, auch egal, um ehrlich zu sein weiß ich eh nicht, was ich damit machen wollte. Durchgucken? Da wird man nicht viel sehen.... Gut, dann kann ich auch in den nächsten Raum gehen...Ah sie an, es ist tatsächlich der gleiche Raum, den ich von der Diele aus gesehen hab. Aber er ist langweilig, komplett leer, nur morscher Boden und die gleiche verblasste Blümchentapete wie vorne. Links ist nichts, vorne nur Fenster, also nehm ich den einzigen Weg durch eine halb offene Tür rechts.  

Jetzt wird’s endlich interessant. Auf dem Boden liegen 3 Matratzen, zum teil unordentlich an den Ecken, übereinander. Pappkartons liegen verstreut, aber auch die sind völlig durchgeweicht. Ein paar nasse fetzen Papier liegen in einer Ecke und auf einer der Matratzen liegt auch noch irgendwas. Ich geh rüber und brauche unnormal lange, um zu erkennen, dass es ein Notizbuch ist. 

Ich heb's auf und blätter es vorsichtig durch, so gut es geht. Da es viel Feuchtigkeit aufgenommen hat reißen mir die Seiten fast raus, wenn ich sie zwischen die Finger nehme und kleben zusammen. Soweit ich sehen kann steht aber nichts drin, und wenn, dann war es Bleistift und wurde von Regen und Luftfeuchtigkeit ausradiert. 

Vorsichtig pack ich das Heft in meine Tasche und lege es zwischen die Seiten meines eigenen Notizbuches. Jetzt wird das zwar feucht, aber da muss es eben durch. 

Mal sehen, ob´s hier noch mehr gibt.... Außer weiteren kaputten Fenster zumindest nichts was mir einfällt. Also nehm ich die wieder einzige Tür in den nächsten Raum. Hier liegen gefühlt tausend Sachen auf dem Boden. Von leeren Wodka- und Bierflaschen über Plastiktüten, mehr Papier, Wahlplakate, Kassetten, zerbrochenen CDs, Stofffetzen die vielleicht mal Klamotten waren und Ästen und Holzknüppeln. Mit dem Schuh schiebe ich einzelne Dinge zur Seite und guck, was ich darunter finde. Die Interpreten auf den Kassetten sagen mir nichts und sonst find ich auch nichts weiter interessantes. 

Links geht eine Tür nach draußen in eine Art Hof, Rechts führt hinter einer Tür eine Treppe nach oben. Die Tür liegt allerdings auf dem Boden -Quasi eine Einladung, oder nicht? 


Als ich wieder aufwache ist es kurz nach  1. Mein Kater ist prinzipiell komplett weg -wie nett von ihm. Ich geh in die Küche und kipp den kalten Kaffe weg,dann setz ich neuen auf. Sollte ich noch was essen? Hm... Eigentlich hab ich keinen Appetit, also lass ich das einfach. Ich nehm die CD mit Trapnest und Blast raus und leg Cauterize rein. Die Butter stell ich zurück in den Kühlschrank, Messer und Teller sowie die alte Tasse stell ich in die Spühle und stell das Salz zurück an seinen Platz. Dann nehm ich eine Neue Tasse aus dem Schrank und warte, bis der Kaffe durchgelaufen ist. 

Mit der Tasse in beiden Händen stell ich mich vor's Fenster und guck nach draußen. Es hat aufgehört zu regnen und irgendjemand hat die Biertische und  -bänke von gestern Abend weggeräumt und sogar den großteil an Müll aufgesammelt. Von Hier aus kann ich sogar die Straßenlaterne sehen, unter der ich Okami aufgelesen hab. 

Ich nehm den Kaffe mit und geh zurück ins Zimmer. Ich schnapp mir den Controller und fang relativ lustlos an zu zocken. Gedanklich lass ich das Gespräch von ihm und mir gestern Abend nochmal ablaufen. 

...Wenn....wenn er sich traut nach Hause zu kommen, wenn ich da bin... Ich weiß es nicht, was ich dann machen soll. ´Ne show abziehen? So lange so tun, als wär ich nicht da, bis er wieder weg ist? 

Am besten ich geh einfach nicht mehr nach Hause. 

Ein Blick zur Uhr sagt um 20 vor 2. Ich seufze, kram im Schrank nach Klamotten und zieh mir was richtiges an. Ein schwarzes Top mit roten Farbspritzern und streifen drauf, als hätte sich jemand mit einem Pinsel vor mich gestellt und entgeistert damit rumgewedelt. Schwarzer Minirock mit roten Nadelstreifen, Halsband, ein paar Armbänder und 3 weitere Ringe zu dem einen der immer drin bleibt im rechten Ohr, links nur 2. Ein silberner Ring in die Unterlippe, vorher dunkelroten Lippenstift mit einem leichten Violett stich. Ich zieh die Kette mit den 2 Flügeln unter dem Top vor und lass sie kurz baumeln bevor ich mich schwarzem Lidschatten, Eyeliner und Mascara widme. Ich putze mir die Zähne, schnapp mir den Schlüssel und schlüpfe 10 vor 2 aus der Wohnung, darauf bedacht die Tür hinter mir zu zu ziehen. In meiner Tasche ist mein Notizbuch, ein Kuli, 2 Bleistifte, Radiergummi, spitzer, eine Flasche Wasser, mein Handy und eine kaputte Taschenuhr, die ich letztens gefunden und offenbar noch nicht rausgetan hab. 

Ich verlass den Komplex mit den Wohnblöcken und nehm die kleinen Gassen und Wege zwischen den Häusern, so dass ich knapp 15 Minuten später im Park bin. 

Wär aber viel zu offensichtlich, also lauf ich einmal durch den Park durch bis ich zum Bahnhof komm und dahinter zu den alten verfallenden Häusern. Mein Handy sagt es ist 10 nach 2, noch keine Nachricht von Sky. Ich schlüpfe durch eine Loch in einem der Zäune. Ein Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der mit seinem Köter Gassie geht sieht herüber. Was glotzt er so. Entweder soll er mich aufhalten oder weitergehen, gaffen bringt gar nix, weder ihm noch mir noch sonst irgendwem, außer vielleicht seinem Hund, der in Ruhe auf den Bürgersteig machen kann. 

Ich nehm das 2. Haus von links, da war ich noch nicht drin. Ich war überhaupt nur in dem ersten von links letzte Woche drin. Viel hab ich aber nicht gefunden. 

Die Tür hängt verdammt schief und wenn ich nicht aufpasse kommt die mir wahrscheinlich entgegen. Ich öffne sie ganz langsam und so vorsichtig wie es geht, ohne sie nicht zu bewegen. Ich hab sie so weit offen, dass ich gut durchpassen würde, als mir was einfällt. 

Verdammt. Keine Kippen. 

Ich lass die Tür wieder zu fallen und jetzt hängt sie noch schiefer. 

Ich kletter durch das Loch im Zaun zurück und geh bis zum Bahnhof zu dem kleinen Laden mit viel zu teurem kram jeglicher Art. Ich nehm eine Schachtel blaue Gauloises. Aus meinem Notizbuch zieh ich ´nen 10er und kann mir ein Seufzen nicht verkneifen. Soweit is´es schon gekommen, dass ich zu den eisernen Vorräten greife... Ich nehm das Wechselgeld entgegen und lass es in die Tasche von meinem Rock fallen. 

Mein Handy summt. 

Ich Ignorier es so lange bis ich schon wieder am Haus zurück bin und kram es dann aus meiner Tasche. 

 

 

Wo bist du?

 

Ich überlege, ob ich überhaupt zurück schreiben soll und entscheide mich dann dafür es nicht zu tun. Ich lass das Handy zurück in meine Tasche fallen und öffne die Tür, diesmal noch ein bisschen vorsichtiger. Kommt mir das so vor, oder neigt sie sich in meine Richtung? 

Mit einem Achselzucken schlüpfe ich durch den Spalt und lass die Tür hinter mir zufallen, es knackt und mach ein Satz nach vorne. Die Hände über den Kopf geschlagen warte ich, was passiert. Als ich mich gaaaanz laaaangsam umdrehe hängt die Tür nur noch der unteren Angel und fällt nur nicht heraus, weil ihr Gewicht durch das Morschwerden so abgenommen haben muss.


Ich verschränk die Arme auf den Tisch und leg den Kopf drauf. Ich brauch die Augen nicht zu zumachen, um zu wissen, dass ich eh nicht einschlafen könnte. Mein Toast ist fertig... 

Als ich endlich aufstehe und es hole ist es kalt. Ich mach den CD-player an und lass die Songs von Blast und Trapnest laufen. Kurz überleg ich, ob Okami davon aufwacht, zucke dann aber mit den Schultern. Nicht mein Problem. Falls es ihn stört hätte er wo anders pennen sollen. Ich schlepp mich zurück zum Tisch und mach mir mein Toast fertig. 

Ich bin grad bei der Hälfte vom Zweiten als Okami durch ein Klopfen am Türrahmen auf sich aufmerksam macht. 

„Was ist das denn für Musik?“

„Trapnest“ geb ich kanpp zurück In dem Moment wechselt das Lied, der nächste Song ist wieder einer von Blast. 

„Blast“ sag ich also. 

„Trapnestblast?“

„Nein. Trapnest war das Lied davor“

„Ahso...noch nie gehört“

Er setzt sich mir gegenüber an den Tisch. Ich seh ihn nicht an sondern starre aus dem Fenster und ess mein Toast. Er guckt auch aus dem Fenster.

„Sind Bands aus ´nem Anime“ erklär ich. 

„Ahso...“


Was ´ne Geistreiche Unterhaltung. 

„Mach dir Frühstück“ sag ich und nicke zu der Tüte mit dem Toast. Er sieht mich schon wieder so prüfend an, fast als ob er herausfinden möchte, ob ich das ernst meine, oder da irgendeine Geheimbotschaft dahinter steckt, die es zu entschlüsseln gilt. Dann steht er auf und schiebt zwei Scheiben in den Toaster. Er sieht zur Kaffeemaschine rüber und holt 2 Tassen aus dem Schrank. Nachdem er sie auf den Tisch gestellt hat geht er die Kanne holen, bleibt aber auf halbem Weg stehen und hält eine Hand an die Glaskanne. 

„Der is ja bestenfalls pisswarm...“

Ich sag nichts. 

Er kippt den Kaffe in die Spüle und macht neuen. Aus dem Augenwinkel beobachte ich ihn. Er macht zu wenig Kaffeepulver rein. Und ein Gesicht sieht echt nicht gut aus. Das Auge ist dick und hässlich blau, seine Unterlippe ist aufgeplatzt, ebenso der obere Wangenknochen auf der anderen Seite. Ich guck wieder aus dem Fenster. 

Der Toaster schleudert die Toasts weg. Vielleicht glaubt er ja wirklich, sie seien an allem Schuld. Oder am Holocaust oder so. 

Ich zucke mit den Schultern über meinen eigenen Gedanken und Okami, der sich grad mir gegenüber wieder hingesetzt hat sieht mich fragend an, lässt aber jeglichen Kommentar stecken. 

„Darf ich?“ fragt er und nimmt sich meinen Teller und das Messer ohne eine Antwort abzuwarten. 

Er ist sein Toast ohne Salz. Wie kann man denn Toast mit Butter aber ohne Salz essen....

Ich steh auf und geh die Kippenschachtel aus dem Zimmer holen. Mein Handydisplay leuchtet als ich zurück in die Küche komm. Sky hat geschrieben. 


Ich bin noch auf Arbeit, ich komm danach vorbei.
Wird so gegen 14°°


Ich guck auf die Uhr. Es ist kurz vor 9. 

Ich schreib nicht zurück. Wozu auch. 

Okami starrt aus dem Fenster und ich beobachte, wie er gedankenverloren sein Toast mit Butter aber ohne Salz isst. Ich mach mir ´ne Kippe an und beobachte ihn weiter. Irgendwann dreht er den Kopf und wir sehen uns in die Augen. 

„Ha´m wir rumgemacht?“ frag ich.

„Was?“ irgendetwas scheint er daran lustig zu finden. „Nein, wieso“

Ich zucke mit den Schultern. 

„Hätt ja sein können...“

„Du meinst, du hast das ein oder andre von gestern abend vergessen?“ Er findet das immer noch lustig. „Haste wenigstens nen ordentlichen Kater?“

Ich überlege, ob ich „Geht“ oder „Fresse“ antworten soll und lass einfach beides bleiben. Wahrscheinlich nimmt er das als ja, dabei ist es wirklich nicht schlimm. Nur nicht gut eben. Ich schätze ich hab langsam genug getrunken, bis auf den Wodka vielleicht, und vorher was gegessen.

„Ich muss zurück nach Hause, mein Hund muss raus...“ meint er schließlich in die Stille hinein. Der Kaffee ist fertig, er holt die Kanne, gießt aber nur mir welchen ein. 

„Milch?“ fragt er. 

Zur Antwort nehm ich einfach nur die Tasse und trink 3 Schlucke. Meine Zunge hab ich mir schon beim ersten verbrannt. 

Er sagt eine ganze weile nix und sieht mich nur an, wie ich in meine Tasse starre. 

„Kommst du alleine klar, Koneko?“ Seine Stimme klingt nicht mehr belustigt, sondern fast ein bisschen weich. 

„Nenn mich nicht so.“

„Wie, Koneko?“ jetzt scheint er wieder belustigt, wenigstens ein bisschen, oder vielleicht auch eher erstaunt. 

„Ja, Koenko“ geb ich zurück. 

„Ich weiß aber nicht, wie du heißt. Und Koneko passt zu dir.“ 

...passt zu mir?

„Woher weißt du denn, was zu mir passt?“

er schweigt, wahrscheinlich weiß er jetzt nicht mehr, was er sagen soll. 

Seine Stimme ist erstaunlich leise, als er antwortet. 

„Ich weiß es einfach.“ 

Dann steht er auf und geht. Er sagt „Bis dann“, bevor er die Tür hinter sich zu zieht. Wann auch immer dann ist... 

Ich lass meine halbe Tasse Kaffee stehen und dreh die Musik lauter. Dann geh ich zurück in mein Zimmer, leg mich in mein Bett und zieh mir die Decke über den Kopf. 


Ich kann den Geruch von Alkohol, Zigaretten und Schweiß reichen, bevor ich die Augen aufbekomme. Ich lass sie eh lieber zu und versuch mich der Reihe nach an gestern Abend zu erinnern. Schaff ich bedauerlicherweise relativ genau bis zu dem Punkt an dem ich wieder mit Okami bei den andern war. Ab da wird’s schwammig, aber ich glaube.... Yap, genau. Ich hab Okami mitgenommen. Ob wir rumgemacht haben? Kein Plan. Jetzt wo ich die Augen einmal auf hab kann ich auch aufstehen. Jetzt schlaf ich eh nicht mehr ein. Langsam setz ich mich auf und hab augenblicklich Kopfschmerzen. War zu erwarten. Und schlecht wird mir auch noch. Na super. Ich steh ganz langsam auf um nicht in mein Zimmer zu kotzen und wanke ins Bad. Aus dem Schrank kram ich ein Handtuch und lehn die Tür hinter mir an. Dann zieh ich mir möglichst langsam mein T-shirt und über den Kopf und die restlichen Klamotten aus. Duschen is immer ´ne gute Idee. Jolly schwört zwar, ihm geht’s davon nur noch schlechter, aber ich krieg den Kater damit immer fast komplett weg. Ich lass mir das heiße Wasser über´s Gesicht laufen und genieße, wie sowohl Übelkeit als auch Kopfschmerzen langsam weniger werden. Ich wasch meine Haare und versuch dann mit viel zu viel Seife und einer viel zu harten Bürste die Erinnerungen von gestern von mir abzuwaschen. Aber sie gehen nicht weg. Sie gehen einfach nicht Weg. Ich kann merken wie wieder diese Panik in mir aufsteigt und sie schnürt mir wieder die Luft ab. Ein schluchzen stürzt aus meinem Mund und ich schluck Wasser. Hustend und würgend lass ich mich auf die Knie fallen und freu mich, dass es auch noch weh tut. Meine Tränen vermischen sich mit dem Wasser was aus dem Duschkopf wie warmer Regen auf mich niederprasselt. Viel Luft bekomm ich trotzdem noch nicht. Ich rolle mich so eng es geht zusammen und mach die Augen so fest zu wie es nur geht. Ich hab kein Plan, wie lang ich jetzt so da gelegen hab, aber die Haut an meinen Fingern ist schon ganz wellig. Ich weiß auch nicht, wann genau ich wieder aufgehört hab zu weinen, aber jetzt fühl ich mich wieder nur Leer. Einfach nur so leer, dass es weh tut.  Ich will gar nicht aufstehen. Viel lieber will ich für immer hier unter dem warmen Regen liegen bleiben und mich an nichts mehr erinnern. Aber ich weiß, dass ich gleich aufstehen, die dusche ausmachen und mich abtrocknen und anziehen gehen werde. Weil ich es immer mache. Weil wir sowieso immer wieder aufstehen. Aber nicht, weil wir stark genug sind, sondern weil wir zu schwach sind, zu feige, es nicht zu tun. 

Ich versuche nicht zu denken, als ich mich an der Wand abstütze und wieder aufsteh. Ich versuche nicht zu denken, als ich die Dusche ausmache und der warme Regen geht, als ich mir das Handtuch umwickel und meine Klamotten zusammenklaube.

Ich geh zurück in mein Zimmer, Okami schläft noch. Gut, dann kann ich mir den Weg sparen und mich einfach hier umziehen. Ich kram Unterwäsche, ein weites, zu großes T-Shirt von Sky aus dem Schrank und weite Hotpants aus halbwegs weichem Stoff. Ich rubbel meine Haare trocken und kram in meiner Jackentasche nach der Kippenschachtel. Verdammt! Das sind nur noch 3 Stück, und ich krieg mein Geld erst in einer Woche. Ich seufze. Wenn ich so weitermache gibt mir Jolly wirklich irgendwann keine mehr. 

Ich zieh dicke schwarze flauschige Socken an und tappe rüber in die Küche. Kaffee. Ganz viel Kaffe. Ich kipp zu viel Wasser in die Kaffeemaschine und noch mehr zu viel Kaffeepulver. Dann steck ich 2 Toasts in den Toaster und hol Butter aus dem Kühlschrank, ein Messer, ein Teller und Salz aus dem Schrank. Ich lass mich auf den Stuhl fallen und starre aus dem Fenster. Es regnet. Alles ist grau und irgendwie genauso leer wie ich. Selbst die Welt kann nicht anders als zu weinen, wie traurig ist das denn. Der Toaster schleudert die beiden Toasts nach oben als wären sie Schuld an allem. Schön wär´s, dann wär gleich alles gut, wenn ich sie aufgegessen hab. Ich brauch bestimmt locker ´ne Minute bis ich endlich aufsteh und mir die zwei Toastscheiben von der Arbeitsfläche zu nehmen. Ich schmier viel zu dick Butter drauf, die nichtmal richtig schmilzt, weil es zu kalt ist. Dann kipp ich zu viel Salz drüber. Wenn ich so drüber nach denk mach ich glaub ich ziemlich viel zu viel. Ich halt mir eins der Toasts vor die Nase. Eigentlich hab ich überhaupt keinen Hunger, aber Essen macht´s besser. Erfahrungsgemäß. 

Also beiß ich was von dem Toast ab und kau zu lang drauf rum. Als ich beide Scheiben aufgegessen hab zünd ich mir die Kippe an und lege den Kopf in den Nacken als ich den Rauch ausatme. Der Kaffee dürfte bald fertig sein. Was schläft Okami eigentlich so lang, der hat doch gar nix getrunken? Wie spät ist es überhaupt? Ich schlurfe zurück in mein Zimmer und guck auf die Uhr an meiner Wand. Kurz nach 8. What the fuck. Ich nehm mein Handy vom Schrank und guck, ob irgendwer was von mir wollte. Sky hat geschrieben. 


Jolly meint du wärst gestern

abend nen bisschen ausgerastet.

meld dich, wenn du wach bist


Ich sperr die Tasten und geh wieder in die Küche. Ich setz mich wieder auf den Stuhl und starre nach draußen. Bin ich froh, dass Samstag ist. Wär heut Montag gewesen hätt ich´s wahrscheinlich nicht geschafft zu Arbeit zu gehen, und das wär gar nicht gut gewesen. 

Irgendwann steck ich noch 2 Toasts in den Toaster und nehm mein Handy, was ich vorhin auf den Tisch gelegt hab. Ich guck mit Absicht nicht, wie spät es ist. Es wär eh zu wenig Zeit vergangen. 


Jolly übertreibt, mir geht’s gut


Ich ziehe noch einmal tief an meiner Zigarette und puste den Rauch über den Hals meiner Bierflasche auf dem Tisch vor mir hinweg. Im Aufstehen schnippe ich die Kippe weg und fahre mir noch einmal seufzend durch die Haare. Dann murmelte ich „bin gleich wieder da“ und gehe in die Richtung aus der die Rufe und Stimmen kommen. Manchmal kotzt es mich echt an, dass den andern wirklich alles egal ist. Ich hab schon mal überlegt, ob sie immer noch nichts tun würden, wenn mal vor ihnen jemand gekillt wird von irgend so 'nem Irren.

Die Gruppe die ich suche steht etwas von einer Straßenlaterne entfernt, aber ich glaub es sind so vielleicht 5 oder so. Die haben alle Schwarz an, deshalb kann ich das nicht so ganz erkennen. Ich bleib steh'n und zünd mir 'ne neue Kippe an. Ich neh'm zwei tiefe Züge, blase so langsam ich kann den Rauch aus und geh zu der Gruppe rüber. Hey, es sind tatsächlich 5. Ein Mädchen krallt sich in den Arm von irgend'nem Typen, der daneben steht und dumm aus der Wäsche guckt, 2 andere schreien den 5. an, der auf dem Boden liegt, die Arme über das Gesicht geschlagen hat und irgendetwas winselt und jammert.

„Gibt's 'n Problem?“ frag ich betont gelangweilt. Es hört mich glaub ich niemand, weil der eine Type im selben Moment losschreit und auf den Kerl am Boden eintritt. „Nenn sie noch einmal Schlampe, noch einmal, ich schwör's dir, ich bring dich um, ich bring dich um!!“

Der Kerl am Boden schreit auf. Es ist so ein Schrei, der im inneren weh tut, weil man genau hört, dass es dem der Schreit grad unheimlich weh tut. So eine art grausamer Schrei, wisst ihr, was ich meine?

„HEY!“ ruf ich. Das Mädel und der Typ der dumm aus der Wäsche guckt drehen sich zu mir um, und der Typ zupft den Schreihals am Ärmel. Jetzt drehen sich auch die andern beiden um, der Kerl auf dem Boden hat immer noch die Unterarme schützend vorm Gesicht.

Ich weiß, dass es besser wär Angst zu haben, aber die hab ich nicht. Danke, lieber Alkohol. Es ist echt dumm, die könnten mich jetzt echt tot schlagen. Was 'nen beschissenes Ende. Naya, was soll's, jetzt hab ich einmal angefangen.

„Gibt's 'n Problem hab ich gefragt!“ wiederhole ich mich etwas energischer.

„Was willst du Fotze?!“ Schreihals. Der Typ hat echt keine Manieren.

„Dass du den Kerl da gehen lässt“ ich zeige mit der Kippe auf den Kerl am Boden und sehe Schreihals dabei fest in die Augen.

Er stößt mir mit beiden Händen vor den Brustkorb. „Ich lass ihn aber nicht gehen, ja?!“

Ich taumel kurz, dann fang ich mich wieder. „Doch“, antworte ich trocken. Du lässt ihn jetzt einfach gehen und gehst wo anders weiter schreien, ich muss zurück zu meinem Bier und ich hab echt nicht ewig Zeit. Ich hasse das, wenn die ganze Kohlensäure raus ist.“

Etwas perplex sieht er mich an, zuckt mit den Schultern und dreht sich wieder zu dem Kerl auf dem Boden an. Warum hat der sich jetzt bitte nicht einfach aus dem Staub gemacht, dann wär die Sache hier gegessen. Ich seufze erneut und Zucke zusammen, als Schreihals erneut nach dem Kerl tritt und der wieder schreit.

Okay, ich bin dran mit perplex gucken. Was is' dass denn bitte für einer?!

Ich schnipp die Kippe weg, auch wenn sie noch lange nicht aufgeraucht ist und zieh kräftig an der rechten Schulter vom Schreihals, damit er sich zu mir umdreht.

„Ich hab gesagt, du sollst ihn gehen lassen.“ Sage ich ganz ruhig mit vom rauchen heiserer, aber fester Stimme.

Ich hab immer noch keine Angst, aber ich glaub, dass kann hier echt gefährlich werden. Und die andern sitzen drüben und knicken nich' mal 'n kleinen Finger. Arschlöcher.

„Wer hat dir eigentlich so ne große Fresse gegeben?“ erwidert Schreihals ebenso ruhig.

Wie auf's Stichwort muss ich aufstoßen und zucke mit den Schultern. „Onkel Alkohol schätz ich.“

„So?“ er scheint ganz kurz zu überlegen, was er sagen soll, und weil ihm nichts rechtzeitig einfällt stößt er mich erneut vor die Brust. Immer hin macht Onkel Alkohol auch, dass das nicht so weh tut. Ich stolper erneut ein par Schritte zurück und steh jetzt beinah im Lichtkegel der Straßenlaterne.

Mein Hirn sagt mir, dass irgendwas komisch is', aber ich komm nicht drauf was. Wenn ich meine Kippe nich' weggeschnippt hätt, könnt ich sie Schreihals jetzt ins Gesicht drücken. Die Idee ist gar nicht mal übel.... Schade um die Kippe, aber was soll's. Ich zieh die Schachtel aus der Jackentasche, nehm mir 'ne neue Zigarette, und zünd sie an. Schreihals steht nur da und guckt zu. Ich trete wieder näher an ihn heran, nehm einen tiefen Zug, unterdrücke den Hustenreiz und puste ihm den Rauch ins Gesicht. Ich weiß nicht, ob er eine Miene verzieht, es ist außerhalb vom Licht der Straßenlaterne zu dunkel unter seiner Kapuze um viel zu erkennen. Mein Hirn schreit immer noch, dass etwas nicht stimmt aber ich trete ihm gedanklich in den Arsch. Mit der Menge Alkohol im Blut krieg ich eh nicht raus, was es mir sagen will.

„Du....“ Schreihals fällt schon wieder nix ein. Diesmal ist der Druck seiner Hände fester, diesmal spür ich deutlich den Schmerz und bin auf einmal auf dem Boden. Wie ich gefallen bin hat Onkel Alkohol weggeschnitten. Ich suche nach dem roten glimmen meiner Kippe, finde sie und heb sie auf. Dann stütze ich mich vom Teer der Straße hoch, wobei ich nochmal fast um fall. Verdammt. Der letzte Wodka war echt einer zu viel. Hauptsache ich muss gleich nicht kotzen.

Als Schreihals erneut seine Hände nach mir ausstreckt versuche ich ihm die Zigarette auf den Handrücken zu drücken, aber meine Reaktionen sind zu langsam. Ich bin schon wieder auf dem Boden und mir bleibt kurz die Luft weg, als ich auf dem Rücken lande. Tut weh, aber immer noch nicht so doll, dass ich hier liegen bleiben würde. Als ich die Augen wieder auf mach guck ich genau in die Straßenlaterne. Na super. Ich mach die Augen wieder zu, guck wo anders hin und mach sie wieder auf. Der Kerl der getreten wurde rappelt sich endlich auch mal auf, aber statt mir zu helfen oder wenigstens weg zu laufen steht er nur dumm da. Na nett. Jetzt darf ich schon zum zweiten mal meine Kippe einsammeln. Die hätte ausgehen können! Ich find das eigentlich nicht so nett von Schreihals. Auf allen vieren mach ich zwei Schritte zur Straßenlaterne und halt mich daran fest, als ich mich hoch stütze, um nicht wieder um zu fallen. Schreihals will mich erneut schubsen. HA! Diesmal bin ich schneller. Ich treff zwar nich' den Handrücken, aber er zieht seine Drecksflosse unter definitiv unanständigem Fluchen zurück.

„Lass deine Griffel bei dir!“ zische ich. Mr. Opfer hat sich offenbar entschlossen aus schlechtem Gewissen mir doch zu helfen, und rupft von hinten an Schreihals. Er dreht sich um, der Rest seiner möchte-gern-Gang steht immer noch dumpf da. Dann bin ich wohl dran mit von hinten an Schreihals ziehen. Ich krieg aber nur seine Jacke, hab die dafür aber halb in der Hand. Schreihals Obergangster dreht sich wieder zu mir und zerrt mir seine Jacke aus den Händen. Ich reibe meine Hände aneinander wie um Dreck ab zu bekommen und wende mich wieder Schreihals zu, bevor er mich erneut schubsen kann.

Aber er steht nur da und starrt mich an.

Oh.

Oh...ha....

Jetzt weiß ich, was mein Gehirn mir sagen wollte.

Ich beweg mich keinen Millimeter, weder von der Stelle noch auf der Stelle. Mein Hirn begreift die Fakten, aber nicht die Realität. Onkel Alkohol zieht sich auf einmal ziemlich weit zurück und lässt mir nur Leere da. Ich will, dass er zurückkommt, und die Kapuze auf das Gesicht zurücksetzt, will dass ich nicht weiß, wer das ist. Ich mach die Augen zu und erwarte irgendwie halb, dass er mich jetzt nochmal auf den Boden schubsen wird.

Ich sammel so viel Spucke in meinem Mund wie ich kann, ohne dass es zu lange dauert, gucke ihm so fest ich noch kann in die Augen, die wahrscheinlich genauso kalt sind wie grad alles in mir drin. Dann spuck ich vor ihm auf den Boden, pack Mr. Opfer am Handgelenk, seh Schreihals noch einmal an und sag ihm „komm bloß nicht nach Hause, wenn ich da bin“. Meine Stimme klingt glaub ich irgendwas zwischen verbittert, teilnahmslos und abwertend. Dann geh ich mit Mr. Opfer an der Hand zurück zu den andern.

 

 

Die andern fragen nicht, als ich mit dem Kerl im Schlepptau wiederkomme. Ich drücke ihm ein Bier in die Hand und neh´m meins vom Tisch. Hier im Licht des Hauseingangs kann man sehen, wie hübsch sie ihn gemacht haben: Das Auge wird morgen mehr als Blau sein, es rinnt immer noch Blut aus der Nase und an seinem oberen linken Wangenknochen ist die Haut aufgeplatzt. Aber er gibt keinen Ton von sich. Vielleicht doch nicht so ´ne Memme wie ich dachte. Ich stell ihn den andern nicht vor, denen ist das eh egal, und ihn kann ich ja nichtmal vorstellen, ich weiß ja nicht mal seinen Namen. Ist mir eigentlich auch ziemlich egal. Ich setz mich einfach wieder auf die Bank, genau auf den Platz auf dem ich vorher gesessen hab. Er ist kalt.

Eigentlich ist mir so ziemlich alles ziemlich egal. Ich bekomm sein Gesicht nicht aus dem Kopf, wie er mich einfach nur angesehen hat...

Mr. Opfer räuspert sich, „Ich ääh...“ Es ist förmlich laut zu hören, wie er die verschiedenen Möglichkeiten durchgeht 'Ich heiße...', 'Man nennt mich...', 'Mein Name ist...', 'Ich bin...'

Ich bekomm nicht mit, für was er sich entscheidet aber sein Name ist Okami. Wenn er nicht so seltsam ist hätt ich ihn mir nichtmal gemerkt nehm ich an. Er sieht nicht aus als ob er nicht-deutsch wäre und aus dem wenigen was er gesagt hat hab ich zumindest keinen Akzent rausgehört. Vielleicht hat er auch nur ausländische Eltern, oder die sind so Fanatiker von irgend'nem Land. Okami klingt auf jeden Fall asiatisch. Vielleicht ist es auch gar nicht sein richtiger Name sondern nur ein Alias. Wahrscheinlich sogar.

Mein Name sag ich nicht. Eigentlich bin ich mit dem Kopf grad ganz woanders. Und zwar immer noch bei seinem Gesicht. Und ich will es nicht mehr sehen, ich will da überhaupt nicht mehr dran denken. Ich steh auf und begeb mich auf die Suche nach dem Wodka. Ich glaub, Okami wollte was sagen, als ich grad aufgestanden bin, aber auch das ist mir ziemlich egal grade. Wenn ich den Wodi hab muss ich nicht mehr denken -zumindest nicht mehr lange. Ich find ich bei Jessy und drängel mich mit der halbvollen Flasche in der Hand zurück zu meinem Tisch. Okami sitzt auf meinem Platz, rutscht aber ein Stück als ich ankomme. Ich lass mich neben ihm auf die Bank fallen. Jeder nüchterne Trottel könnte ihm ansehen, dass ihm die Frage auf der Zunge liegt, wer das war, aber wenn er es auch nur wagt das ganze noch einen Tick lauter zu denken verschöner ich sein andres Auge auch noch. -Was man wahrscheinlich blind und ohne Krückstock aus meinem Gesicht ablesen kann, so wie ich kenn und OpferOkami guckt.

Ich zupf die Kippenschachtel aus meiner Tasche und biete ihm eine an. Er überlegt zu lange, wahrscheinlich raucht er eigentlich nicht mal. Also nehm ich mir selbst 'ne neue und steck sie wieder ein. Wenn ich so weiter mach hab ich morgen keine mehr und muss schon wieder Jolly anhauen, und der gibt mir irgendwann keine mehr...

Ich klemm die Zigarette hinter mein Ohr, wahrscheinlich vergess ich sie bis morgen früh und dann ist sie nicht mehr zu (geb)rauchen.

„Wie heißt du?“

Kann dir doch eigentlich egal sein. Sei froh, dass ich da war.

Ich schraub den Deckel von der Wodkaflasche und trink 2 viel zu große Schlucke. Ich stell sie vor mir auf den Tisch, Okami schaut mich immer noch fragend an. Da ich nicht antworte scheint er irgendwas zu beschließen und ein lächeln zieht sich über sein Gesicht. Wahrscheinlich tut's weh.

Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch.

„Du bist echt niedlich, wenn du so grimmig guckst, Koneko“

Ko-was? Pff. Niedlich. Niedlich hat dich grad gerettet, weil du alleine keine Chance hattest. Na gut, 1 zu 4, wer hätte da schon eine Chance gehabt. Und genau genommen konnte ich ihn da nur rausholen weil... Naya. Egal. Ich trink noch was von dem Wodka.

„Wenn du so weiter machst hast du morgen den totalen Kater...“. You don't say, Okami. Ich hab dann doch oft genug getrunken, um das heraus zu finden.

Statt zu antworten nehm ich noch ein Schluck. Jetzt wird sein Blick anders. Prüfend, als ob er etwas verstehen würde.

Ich nehm eine neue Kippe aus meiner Jackentasche und zünde sie an. In der Wodkaflasche ist mittlerweile nur noch ein viertel drin. Ich seufze und nehm sie erneut. Wenn ich so schnell trinke muss ich am ende noch kotzen. Und davon würd ich nüchterner werden, das wär nicht gut. Ich will sie grad trotzdem ansetzen als sie plötzlich nicht mehr da ist. Ehm, moment... ah, Okami. Was nimmt der sich bitte eigentlich raus? Ich rett ihm den Arsch und er klaut mir meinen Wodi?

„du solltest nicht so viel trinken, Koneko...“

Schon wieder diese Ko-dingsda. Was is´das eigentlich für'n Spießer? Sich erst von nem Mädchen retten lassen und dann mit so nem „trink nicht so viel“ gelaber ankommen? Der kotzt mich ja jetzt schon an.

Ich will ihm die Flasche wieder aus der Hand nehmen, aber er hält sie mit erstaunlich eisernem Griff fest. Okay, ich geb mich geschlagen. Achsel zuckend drehe ich mich wieder weg und rauch meine Zigarette.

Wieder sieht er mich so prüfend von der Seite an und stellt die Flasche langsam auf den Tisch.

Ich hasse das! Ich hasse überhaupt alles. 

Ich nehm die scheiß Wodkaflasche und schmeiß sie mit der ganzen Wucht meiner Wut auf den Teer.

Ein paar von den andern drehen sich um und irgendwer regt sich über den verschwendeten Wodka auf.

„Ach holt doch die Fresse!“ schrei ich. Ich glaub ich bin am heulen, aber ich weiß nicht wie lange schon. Jolly sagt wir sollen mal runterkommen. „Ach fick dich“ schrei ich, aber meine Stimme gibt den Geist auf. Ich greife nach meiner leeren Bierflasche und zerschmetter sie über der Wodkaflasche, dann fege ich meinen Schlüssel vom Tisch. Ich fall hin, als ich ihn wieder aufheben will und Jolly will mir hoch helfen, aber ich schlag nach seiner Hand. Keine Ahnung, ob ich getroffen hab, aber ich glaub er geht einfach. Ich komm wieder auf die Beine und stolper zu meiner Haustür. Dann bin ich auf einmal schon oben in meiner Wohnung. Ich dreh mich um und will die Tür zu machen als plötzlich Okami vor mir steht.

Cut

wir sitzen auf meinem Bett und ich heul in sein T-Shirt.

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Ich krieg keine Luft mehr und schlage wild um mich. Nur die Decke, ich hatte mir nur die Betttdecke übers Gesicht gezogen. Okami liegt neben mir. Ich vergrab meinen Gesicht an seiner Brust, irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein.